Heute feiert eine der bekanntesten Comic-Figuren der Welt ihren Geburtstag – Micky Maus!

Da dieser Tage in wohl jeder mehr oder weniger guten Zeitung etwas über die Entstehungsgeschichte von Micky steht, lassen wir dieses Kapitel hier mal außen vor und widmen uns einem anderen interessanten Thema: Ist Micky Maus unbeliebt?

Nun, in meiner zweijährigen Forenkarriere habe ich durchaus die Erfahrung gemacht, dass Micky nicht annähernd den Status wie Donald und andere Entenhausener hat. Vor allem die ältere Lesegeneration der nach ihm benannten Zeitschrift – dem Micky Maus Magazin – haben stets die Duck-Geschichten von Carl Barks bevorzugt und die Maus als Spießer oder Besserwisser deklariert. Ich teile zwar diese Ansicht nicht, kann aber die Argumentation teilweise verstehen. Gerade die Micky-Geschichten von Carl Fallberg und Paul Murry sind wohl nicht jedermanns Sache, auch die Werke von Tello und anderen Egmont-Künstlern werden alles andere als große Zeit der Maus beschrieben.
Im Lustigen Taschenbuch sieht es da schon ein bisschen anders aus, hier gibt es durchaus ältere Leser, die viel von dem „sympathischen Nager“ halten. Die vier bedeutendsten Maus-Zeichner Italiens waren bzw. sind Romano Scarpa, Giovan Battista Carpi (beide vor allem in LTBs unter 100), Massimo De Vita sowie Giorgio Cavazzano (vor allem in den LTBs 100-200). In den 90ern ist dann aber auf jeden Fall ein Beliebtheitsabfall von Micky zu spüren, sodass heutzutage in der Regel nur noch eine einzige Geschichte mit ihm enthalten ist.
Vor allem die meisten jüngeren Leser mögen den italienischen Micky nicht und überspringen einfach den obligatorischen Maus-Comic im LTB. Einige Ältere hingegen stören sich nicht an dem italienischem, sondern vielmehr an dem dänischen Micky in der kurzen, roten Hose. Ihm wird eine übertrieben kindische Verhaltensweise vorgeworfen, weshalb er die Bezeichnung „Kaschperl-Micky“ erhalten hat.

Nun will ich noch auf einen häufigen Kritikpunkt an den Micky-Geschichten eingehen: Es wird gesagt, dass sie immer ein Happy-End hätten und die Geschichten deshalb vorhersehbar wären – und in der Tat ist es unweigerlich so, dass Micky-Geschichten im Gegensatz zu den Ducks immer gut ausgehen. Nur bin ich der Ansicht, dass es darauf eigentlich gar nicht so ankommt, es sich also nicht unbedingt auf die Vorhersehbarkeit auswirkt. Genauso, wie man bei Maus-Geschichten vorausahnen kann, dass Micky die Verbrecher einbuchtet, können wir bei Duck-Geschichten oft feststellen, dass Donald auf die Nase fallen wird. Und Asterix und Obelix halten nach dem Sieg gegen die Römer ein Bankett, während Lucky Luke am Ende mit „I’m a poor lonesome cowboy“ davonreitet.
Das Interessante an diesen ganzen Geschichten ist aber nicht, dass das Beschriebene geschieht, sondern wie es geschieht. Wie hat Kater Karlo die Bank überfallen? Und wie kann Micky ihn schnappen? Diese Wie-Spannung ist wie ich finde sogar bei den Maus-Geschichten ausgeprägter und auch im Witz – ein weiterer Kritikpunkt – stehen viele Micky-Comic den Ducks in nichts nach. Vielleicht gerade, weil die Geschichte nicht zwanghaft lustig sein soll, sondern der Humor am Rande einer interessanten Story eingebaut wird.


Aber ich sollte langsam zum Punkt kommen: Micky Maus ist eine Legende. Aber eine, die viele verschiedene Blickwinkel zulässt. Die einen sehen ihn als nur als Marketingprodukt eines geldgierigen Unternehmers, die anderen betrachten ihn als Spießer, wieder andere lesen einfach nur liebend gerne seine Comics und wünschen sich, dass unsere Maus auch nach weiteren Jahrzehnten so quicklebendig wie am 18. November 1928 ist.
Ich selbst rechne mich wie gesagt zu letzterer Gruppe und ich muss auch sagen, dass es mir im Herzen weh tut, wenn solch harte Töne gegen Micky fallen. Auch ich bin großer Fan von Donald Duck, denke aber, dass Mäuse und Enten in einem unterschiedlichen Universum leben, das nicht so leicht miteinander vergleichbar, ja fast schon antagonistisch ist. Jedenfalls ergänzen sich diese beiden Comicfiguren nahezu perfekt und wenn einer von ihnen nicht da wäre, wären Disney-Comics wohl keine Disney-Comics.

Letzten Endes muss sich aber jeder selbst ein Meinungsbild über diese Maus machen, mein persönlicher Rat ist jedoch, nach 80 Jahren dem guten Micky eine zweite Chance zu geben. Jeder Maus-Gegner, der sieben Euro zu viel hat, sollte sich unbedingt zumindest einen der vier „LTB Sondereditionen“ kaufen, die aktuell im Handel erhältlich sind und vorurteilsfrei überprüfen, ob diese Comic-Legende nicht doch ein kräftiges „Happy Birthday!“ verdient hat.


Zum Schluss wollen wir noch mal Zeichnungen präsentieren, die von unseren Forumsusern zu Mickys 80. illustriert wurden. Vielen Dank für die Bilder und gleichzeitig Entschuldigung, dass es nicht für den ursprünglich geplanten Fan-Comic gereicht hat.

Bild 1 (von Potti)
Bild 2 (von Potti)
Bild 3 (von Kid)
Bild 4 (von Kid)
Bild 5 (von 313er)
Bild 6 (von CKOne)