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Lesetipp Juni 2014: Ein sinnvoller Sinneswandel
Kopekobert Dukofjew

(5 Beiträge)

Veröffentlicht:
03.06.2014
um 11:30 Uhr


Wer bin ich eigentlich? Bin ich der, für den ich mich halte? Oder der, den andere Menschen in mir zu erkennen glauben? Jeder Versuch, hierauf eine eindeutige Antwort zu geben, dürfte zum Scheitern verurteilt sein. Selbstbild und Fremdwahrnehmung lassen sich nicht strikt voneinander trennen, sondern beeinflussen sich vielmehr gegenseitig. Doch nehmen wir einmal an, beides fiele weg. Was bliebe dann übrig? Eine Chance?
Fragen wie diese bilden das gedankliche Zentrum von "Ein sinnvoller Sinneswandel" und verleihen der vor fünfundzwanzig Jahren entstandenen Geschichte ihren bemerkenswert zeitlosen Reiz. Behandelt werden sie im Rahmen eines Was-wäre-wenn-Szenarios, wobei das altbekannte Motiv des Gedächtnisschwundes als narratives Vehikel dient. An Originalität mangelt es der Umsetzung aber dennoch nicht, was vor allem dem Schachzug des Autors zu verdanken ist, zwei antagonistische Figuren dasselbe Schicksal erleiden zu lassen. Indem Alessandro Sisti die ewigen Rivalen Klaas Klever und Dagobert Duck in einen Unfall verwickelt, der zur Folge hat, dass sie sich in der Fremde wiederfinden, ohne zu wissen, wer sie sind, eröffnet sich ihm die Möglichkeit, ihre Charaktereigenschaften sowie ihr Verhältnis zueinander neu zu beleuchten. Sein Ansatz erscheint folgerichtig: Da sowohl das Selbstverständnis der beiden Figuren als auch ihre Konkurrenzsituation entscheidend von ihrem unermesslichen Reichtum und der damit einhergehenden Macht abhängen, versetzt er sie in einen Zustand scheinbarer Identitäts- und Mittellosigkeit, der es ihnen erlaubt, sich selbst und dem anderen unbefangen gegenüberzutreten. Unter diesen Bedingungen zeigt sich, dass die beiden notorischen Streithähne durchaus zu einer freundschaftlichen Beziehung fähig sind und darüber hinaus erstaunlich gut als Team funktionieren.
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Tags: juni, Lesetipp, Sinneswandel, sinnvoller

Lesetipp Mai 2014: Das erste Fußballspiel der Welt
Kopekobert Dukofjew

(5 Beiträge)

Veröffentlicht:
02.05.2014
um 21:23 Uhr


Der Fußball ist ein kurzlebiges Geschäft. Er orientiert sich am Erfolg, der als letztgültiger Bewertungsmaßstab auftritt. Das heute noch gepriesene Team, die heute noch gerühmte Taktik können bereits morgen in Ungnade fallen, sollten sie diesem nicht länger genügen. Als Spiel ist der Fußball zugleich aber auch zeitlos. Am Ende muss das Runde immer ins Eckige. Von diesem scheinbar simplen Grundprinzip ging von Anbeginn eine Faszination aus, die nach wie vor ungebrochen ist und auf beispiellose Weise generationenübergreifend wirkt.
Diese beiden Aspekte des Fußballs – Kurzlebigkeit und Zeitlosigkeit – bilden die Leitmotive jenes Comics von Romano Scarpa, der vor vierzig Jahren anlässlich der Weltmeisterschaft in der BRD entstanden ist. Indem der venezianische Maestro in "Das erste Fußballspiel der Welt" zunächst eine Geschichte über den Ursprung der Sportart erzählt, etabliert er deren Traditionscharakter und präsentiert sie als eine Konstante im Wandel der Zeit. Ob nun Kürbis oder Ball: Wenn ein Tor fällt, wird gejubelt (bzw. geflucht). Sobald die Story jedoch in der Gegenwart angelangt ist, ändert sich der Tonfall. Mit einem Mal wird der Leser recht unverhohlen mit den Auswüchsen des Erfolgsdiktats konfrontiert, welches fast schon zwangsläufig betrügerische Machenschaften hervorbringt. So verdeutlichen sowohl die Dribbelbauer-Episode als auch Dagoberts Pakt mit Gundel, was passiert, wenn der Erfolgswunsch zum Selbstzweck wird. Dass jeder Triumph im Fußball zudem hochgradig vergänglich ist, führt uns Scarpa zuerst am Beispiel des alternden Stars Uli Seiler vor, der sich ständig beweisen muss, noch nicht zum alten Eisen zu gehören, und dann an "Titan" Donald, der binnen eines Augenblicks vom gefeierten Helden zum Buhmann der Nation wird. Die in diesen Szenen explizit thematisierte Kurzlebigkeit des Fußballalltags kommt mitunter übrigens eher unbeabsichtigt zum Vorschein. Wenn Dagobert an einer Stelle fragt, wer in einer Fußballelf abgesehen vom Libero der wichtigste Mann sei, dürfte er beim heutigen Leser bestenfalls Belustigung hervorrufen.
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Tags: april, erste, Fußballspiel, Lesetipp, mai, welt

Lesetipp März 2014: Die Pleite mit der Beute
Kopekobert Dukofjew

(5 Beiträge)

Veröffentlicht:
03.03.2014
um 02:19 Uhr


Entenhausen bei Nacht. Aus einem geöffneten Gully dringt die fluchende Stimme eines Unbekannten. Wir folgen ihr, steigen die Leiter herab und irren durch unterirdische Gänge. Das Lamentieren wird lauter. Mit einem Mal erblicken wir an einer Wand den Schatten einer seltsamen Gestalt. Es ist die Silhouette Kater Karlos, der soeben offenbar erfolglos versucht, in eine Bank einzubrechen...
Bereits auf den ersten Seiten gelingt es der Geschichte "Die Pleite mit der Beute", die Neugier des Lesers zu wecken. Anstatt ihm einfach ohne Umschweife zu zeigen, was Sache ist, lässt sie es ihn in einer filmisch inszenierten Panelsequenz selbst entdecken. Gerade dadurch also, dass sie das Geschehen aus einer Perspektive erzählt, die Fragen aufwirft, zieht sie ihn auf Anhieb in ihren Bann. Noch deutlicher tritt diese narrative Technik in der nächsten Szene hervor, in der ein neuer Akteur ins Spiel kommt, über dessen Identität und Motive wir zunächst im Dunkeln bleiben. Wir müssen uns mit bruchstückhaften Informationen begnügen, die jedoch ausreichen, um unsere Fantasie zu stimulieren und uns bei der Stange zu halten.
Nachdem die Spannung einmal aufgebaut ist, gewinnt zunehmend der Humor die Oberhand. Denn obwohl das kriminalistische Moment keinesfalls zu kurz kommt, ist die Story in erster Linie eines: verdammt witzig! Dies ist zum Teil dem Autor Massimo Marconi zu verdanken, der mit Running Gags und Slapstick-Elementen weiß Gott nicht geizt, wobei er ein gutes Gespür für das richtige Timing beweist. Leidtragender ist vor allem der arme Micky: Es dürfte nur wenige andere Comics geben, in denen er dermaßen häufig eins auf die Zwölf bekommt. Bemerkenswerterweise driftet die Komik trotzdem niemals ins Brutale ab, da die Gewaltsamkeit stets etwas Spielerisches und Beiläufiges bewahrt. Mehr noch: Dass Micky pausenlos unverschuldete Schläge einstecken muss, macht ihn zum Sympathieträger, ohne dabei seinen Charakter zu verzerren. Wenngleich er sich so normal und vernünftig wie eh und je verhält, kann er dem sich immer mehr zuspitzenden Irrsinn des Geschehens nicht entgehen. Mit diesem Schicksal werden sich vermutlich die meisten Leser uneingeschränkt identifizieren können. Dennoch bringen uns seine Unannehmlichkeiten zum Lachen, was nicht zuletzt dem Artwork Silvio Cambonis geschuldet ist. Insbesondere die Figurenzeichnungen des aus Sardinien stammenden Disney-Künstlers strotzen nämlich vor einem in Maus-Comics selten gesehenen Bildwitz und gemahnen vornehmlich in der Gestaltung der Mimik an seinen Lehrer Carpi. Sie sind insofern ein gutes Beispiel dafür, dass man auch Micky überaus humorvoll in Szene setzen kann.
Das komische Potenzial der anderen Hauptfigur dürfte ohnehin unbestritten sein. Die Rede ist von Kater Karlo, zu dem Marconi nach eigener Aussage eine starke Affinität besitzt. Seine Charakterisierung des korpulenten Schurken lässt das durchaus erahnen: Zumindest in dieser Geschichte gehört er quasi zu den Guten. Er mag ein Gauner sein, aber es würde ihm niemals einfallen, das Wohl der Menschheit absichtlich zu gefährden. Um das zu verhindern und gleichzeitig seine eigene Haut zu retten, wendet er sich sogar freiwillig an Micky. Nun hat sich die Idee einer Kooperation der beiden Erzfeinde inzwischen freilich längst zu einem etablierten Motiv entwickelt, was überwiegend das Verdienst Tito Faracis ist. Marconis Story wurde jedoch bereits im März 1994 veröffentlicht und damit einige Jahre vor Faraci-Klassikern wie "Auf der falschen Seite" oder "Im Strudel der Zeit", als deren Vorläufer sie guten Gewissens gelten kann. Der Grundstein für Faracis Neubestimmung der Beziehung zwischen Micky und Karlo wurde also von Autoren wie Marconi gelegt.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass "Die Pleite mit der Beute" nicht nur hochgradig unterhaltsam ist, sondern auch eine neue Blickweise auf die altbekannten Figuren eröffnet. Allein aus diesem Grund hätte sie es mehr als verdient, endlich einmal nachgedruckt zu werden. Wer darauf allerdings nicht warten möchte, den verweise ich auf das Lustige Taschenbuch Nr. 204. Viel Vergnügen bei der Lektüre!



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Tags: Beute, Lesetipp, marz, mit, Pleite

Lesetipp Februar 2014: Der Ritter ohne Furcht und Adel
Kopekobert Dukofjew

(5 Beiträge)

Veröffentlicht:
02.02.2014
um 17:55 Uhr


Crossover sind ein zweischneidiges Schwert. Sie mögen auf den ersten Blick reizvoll wirken, bergen aber auch gewisse Gefahren. Nicht selten verlassen sich die Autoren nämlich auf die ausgefallene Figurenkonstellation, ohne die darin angelegten Möglichkeiten auszuschöpfen. Anstatt die Dynamik zwischen Figuren zu erforschen, die üblicherweise nichts miteinander zu tun haben, geraten solche Geschichten dann zu einem unmotivierten Schaulaufen beliebter Comic-Ikonen.
Diesen Vorwurf kann man dem zweiten Teil der Drachenland-Trilogie nun wirklich nicht machen. So hat die venezianische Autorin Caterina Mognato mit "Der Ritter ohne Furcht und Adel" ein Fantasy-Epos geschaffen, das den Akzent insbesondere auf die charakterlichen Gegensätze zwischen den Figuren legt. Verbildlicht wird dies auf prägnante Weise durch die Phiolen und Glaskolben auf dem Mond, in denen sich ebenjene Eigenschaften ansammeln, an denen es den Protagonisten der Story mangelt. Der Charakter der Figuren spiegelt sich dabei zum einen in ihren Interaktionen wider, die in humorvoller Manier scharfe Kontraste hervortreten lassen. Beispielhaft sei hier auf die Szene verwiesen, in welcher der gerissene Geizhals Dagobert auf den freigiebigen Naivling Goofy trifft. Zum anderen erhält er insofern dramaturgische Bedeutung, als es ausgerechnet Mickys Selbstlosigkeit ist, die den teuflischen Plan des Schwarzen Phantoms erst ermöglicht, sowie Donalds Ungeschicklichkeit, die ihn letztendlich scheitern lässt. Wenngleich manche Figuren daher relevanter für das Hauptgeschehen sind als andere, kommen auch die Nebenfiguren zu ihrem Recht. Selbst Randerscheinungen wie die Scarpa-Kreationen Kuno Knäul und Dolly Duck dürfen in einer Reihe von kleineren Szenen das in ihnen schlummernde Potenzial andeuten. (Weiterlesen)
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Tags: Adel, februar, furcht, Lesetipp, ohne, Ritter




Zuletzt aktualisiert: 04.07.2016, 20:47
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