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80 Jahre Micky Maus - Gottfredson-Dilemma & Stahl-Vorwort

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Wie wir in unserem Blog bereits berichtet hatten (klick), ist Mitte Oktober der Band „80 Jahre Micky Maus“ seitens der Ehapa Comic Collection erschienen. Gleich als erste Geschichte ist das Abenteuer „Im Netz der Luftpiraten“ von Floyd Gottfredson aus dem Jahre 1933 zu finden. Zum Ärger von Einigen hier im Forum, wie man an dieser Stelle nachlesen kann. Der Grund dafür: „Im Netz der Luftpiraten“ erschien das letzte Mal vor gerade mal fünf Jahren im Micky Maus Magazin.

Übertrieben formuliert schafft es ja sowieso nur alle paar Schaltjahre etwas Längeres von Gottfredson in die deutschen Publikationen (zumal eben ein dafür geeignetes Format fehlt). Da ist die Enttäuschung bei den Fans, die mal wieder etwas Unbekannteres von Gottfredson erwartet haben, natürlich groß – und wie ich finde absolut nachvollziehbar.
ECC-Chef Georg F.W. Tempel, begründet das im hauseigenen Forum damit, dass es schwierig sei, die Druckvorlagen von Gottfredson-Strips zu bekommen und es somit teurer werden würde. Allerdings denke ich, dass es auch keine Lösung sein kann, den Lesern immer wieder dieselben Geschichten vorzusetzen. Denn damit lockt man Niemandem das Geld aus der Tasche.
Dementsprechend wundere ich mich auch nicht sonderlich, warum sich die Hall of Fame 12, die man im August 2007 dem Amerikaner widmete, sehr schlecht verkauft hat. Betrachten wir mal den Bandinhalt: Zuerst einmal wäre da „Das Haus der sieben Geister“ – schon 1998 im ersten Micky-Jubiläumsband sowie 2005 in der 16. Ausgabe der FAZ-Comicbibliothek erschienen. Dann: „Der mysteriöse Manteldieb“ – bereits aus TGDD 216 (Jahr 2005) bekannt. „Micky’s Gast aus Afrika“ ist 1953 im sechsten Micky Maus Sonderheft erschienen und wurde erst 2001 in der Reihe „Micky Maus – Die frühen Jahre“ nachgedruckt.
So kaufen sich auch die eingefleischten Fans den Band nicht und der Rest fragt sich „Gottfredson – wer ist denn das?“.
Man müsste also schon Geld investieren, um den „Mouseman“ wieder in Erinnerung zu rufen bzw. den jüngeren Lesern überhaupt bekannt zu machen – dafür ist man aber offensichtlich nicht bereit, sodass eine Katze, die sich in den Schwanz beißt, entsteht. Sehr schade! Da bleibt den Fans nur noch die Möglichkeit die Comics auf Englisch zu kaufen (voraussichtlich wird Gemstone eine Floyd Gottfredson Library herausbringen) oder die alten Publikationen (wie zum Beispiel „Ich Micky“ oder „Mickys Klassiker“) aus zweiter Hand zu erwerben.

Aber kommen wir wieder zum Band zurück, wo ich mich noch ein wenig mit dem Vorwort von Joachim Stahl beschäftigen will. Zuerst einmal muss dazu gesagt werden, dass sich dieser drei-seitige Text um einiges flüssiger liest, als die üblichen Fuchs-Texte im TGDDSH. Manch einer mag sich beim Lesen des Vorworts an den Klamauk von Egmont-Chefredakteur Byron Erickson im Micky Maus Jubiläumsband 2 (hier eine Rezension zur Reihe) erinnert haben, in dem er pauschalisierend alle Micky-Comics in den Jahren 1965-1990 niedergemacht hat, während der neue Micky (liebevoll „Kaschperl-Micky“ genannt) in höchsten Tönen gelobt wurde.
Man stellt aber fest, dass sich Joachim Stahl wesentlich differenzierter und sachlicher ausdrückt als Herr Erickson vor fünf Jahren. Dennoch ist in dem Text zumindest eine gewisse Polemik zu erkennen. Ob das für ein Vorwort das Richtige ist und nicht eher unter der Bezeichnung Kommentar (wie beispielsweise hier) passender gewesen wäre?
Erstaunlich war für mich vor allem die Aussage, Micky sei in der roten Hose wieder beliebter geworden. Zumindest im Bezug auf das Lustiges Taschenbuch stimmt das nicht, da Ehapa-Chefredakteur Peter Höpfner des Öfteren sagte, dass italienische und egmont’sche Micky-Geschichten in etwa gleich (un)beliebt seien. So wird auch verschwiegen, dass inzwischen keine neuen drei-reihigen Comics mit dem „Kaschperl“ produziert werden.
Aber auch im vier-reihigen Bereich hätte ich eine Beliebtheitssteigerung der Maus nicht für möglich gehalten, da es eigentlich keine offensichtlichen Anzeichen (wie z.B. mehr Seiten) dafür gab.

Bei allen kritischen Tönen muss man aber auf der anderen Seite auch lobend hervorheben, dass die KuHoMi-Geschichten im Band ziemlich gut ausgewählt sind. „Schwer erziehbar“ von David Gerstein und Romano Scarpa ist wohl über jeden Zweifel erhaben, „Plutos Geheimnis“ (Jeff Hamill und Ferioli) liegt einer völlig neuartigen Idee zugrunde und auch Noel van Horns „Im Reich der Schatten“ liest sich relativ interessant, auch wenn der Plot etwas abgedroschen sein mag.
Allerdings haben alle drei Geschichten (sowie der Gottfredson) dasselbe Manko: Sie wurden bereits in diesem Jahrtausend in der Micky Maus veröffentlicht! Das heißt, Sammler, die alle betreffenden Comics kennen (und da dürfte es schon einige geben), können sich neben den beiden Erstveröffentlichungen nur nach an „Der doppelte Goofy“ erfreuen. Ein Comic, der aus der Mickyvision übernommen wurde – und zwar in gekürzter Form! Die Handlung selbst ist ganz großes Kino, doch ich denke, in einem Jubiläumsband sollte man schon den Anspruch haben, die Geschichten auch in voller Länge abzudrucken. In diesem Fall wurde zum Glück weniger massiv gekürzt, die Story hatte im Original lediglich zwei Seiten mehr.
Weiterhin interessant ist, dass man diesen Comic fälschlicherweise Giorgio Cavazzano zugesprochen hat. Hier war allerdings Scarpa derjenige, der die Bleistiftzeichnungen angefertigt hat, Cavazzano war dabei wie üblich nur Inker. Gut, nur ein kleinerer Fehler, der allerdings nicht zum ersten Mal auftritt (siehe TGDD 221).

Nichtsdestotrotz ist dieser Band für den Maus-Fan empfehlenswert, wenn es eben auch einige negative Dinge gibt. Wer da widersprechen, zustimmen oder auch seine Meinung zu den hier behandelten Themen einbringen will, sei herzlich eingeladen, das hier zu tun. Zwinkern

Zum Schluss aber noch ein Blick auf das finnischen Pendant: Hier bietet man den Lesern eine bis dato auch in Deutschland unveröffentlichte klassische Scarpa-Geschichte (die somit nun für das LTB geblockt ist) sowie weitere Geschichten von Manuel Gonzales (der im deutschen Band totgeschwiegen wird), Paul Murry und Floyd Gottfredson. Insgesamt sind dort ca. 44% der Comicseiten noch nie in Finnland veröffentlicht worden, in unserem Band sind es mit rund 23% bedeutend weniger. Und: In der finnischen Ausgabe finden sich nur Nachdrucke, die das letzte Mal vor über zwei Jahrzehnten publiziert wurden... auch wenn der Band deutlich teurer ist, ein bisschen neidisch kann man da schon sein!



Zuletzt aktualisiert: 04.07.2016, 20:16
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